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Schaden Steuertrieb:
Kettenspanner bei Mercedes-Benz M278, M276, M152, M157

Inhalt

  1. Einleitung
  2. Fehlerbild
  3. Ursache
  4. Abhilfe / Maßnahmen von Mercedes
  5. Kritik

 

I. Einleitung

Wie schon bei den Vorgängern, den M 272 (V6) und M 273 (V8) gibt es bei den M 276 (V6), M 278 (V8), M 152 (AMG V8) und M 157 (AMG V8) erneut Probleme im Bereich des Zahnketten-Steuertriebs.

II. Fehlerbild

Bei den angesprochenen Motoren kann es anfangs direkt nach dem Kaltstart, bei weiterem Fortschritt des Defekts auch später im Leerlauf / bei niedrigen Drehzahlen, zur Geräuschentwicklung aus dem Bereich der Steuerkette kommen.

III. Ursache

Wie schon im allgemeinen Aufsatz zum M278 angemerkt (hier weiterlesen), hat sich das Entwicklerteam der V6 und V8 Ottomotoren entschieden, einen völlig neuen Zahnketten-Steuertrieb zu entwickeln (Doll, Gerhard/Kemmler, Roland/Lückert, Peter/Waltner, Anton: Der neue 4,6-l-V8-Ottomotor von Mercedes-Benz, MTZ 10/2010, S. 670-680, S. 671.). Ziel war es den Kettentrieb möglichst kompakt und Reibungsarm zu gestalten, ohne Einbußen bei Dauerhaltbarkeit und Akustik zu erhalten.

Auch versuchte man den Ölkreislauf derart zu optimieren, dass nur noch ein Bruchteil der Ölpumpenleistung - verglichen mit konventionellen Konzepten - nötig wird.

All diese Optimierungen führten zu einem neuen System, in dem die Kettenspanner offenkundig in bestimmten Betriebssituationen nicht ihre Aufgabe erfüllen können.

Kettenspanner dienen dazu zum einen den normalen Verschleiß der Kette (Längung) auszugleichen, zum anderen aber auch bei plötzlichen Momentenänderungen an Kurbelwelle oder Nockenwellen (Startvorgang, starkes beschleunigen usw.) die Kette entsprechend zu spannen. Der Kettenspanner arbeitet mit Öldruck. Ist kein Öldruck vorhanden, kann er nicht spannen.

Vorliegend kommt es zu Ermüdungen beim Kettenspanner. Zudem kann das Öl während der Standzeit aus den Kettenspannern fließen, so dass beim Starten des Motors erst Öldruck in den Spannern aufgebaut werden muss, bevor diese arbeiten (Kaltstartrasseln).

IV. Abhilfe / Maßnahmen von Mercedes

Mercedes hat das Problem im Sommer 2013 (immerhin drei Jahre nach Erscheinen des M278) erkannt und eine Kundendienstmaßnahme für alle vor Februar 2013 gebauten Fahrzeuge herausgegeben:

LI05.1o-P-056435 JUL13

Diese Maßnahme sieht vor, die Kettenspanner zu ersetzen und ein Rückschlagventil im Zylinderkopf anzubringen, dass ein Leerlaufen der Kettenspanner im Stand verhindern soll.

Um sicher zu gehen, gibt es teilweise Anweisungen an die Werkstätten, zunächst eine Tonbandaufnahme von der Geräuschentwicklung zu fertigen, bevor die Freigabe für die Instandsetzung aus Berlin ergeht.

Nach erfolgter Maßnahme ändert sich das Klangbild des M278 wie folgt.

V. Kritik

Leider kommt es trotz erfolgter Maßnahme bei einigen Kunden erneut zu Beanstandungen. Scheinbar scheint die bislang gefundene Lösung noch nicht alle Probleme zu beseitigen. Auch gibt es wohl Fahrzeuge, bei denen das zunächst verbaute Rückschlagventil später durch die Werkstatt auf Weisung aus Berlin entfernt werden sollte. Somit verbietet sich derzeit jeglicher Ratschlag an Eigentümer und Interessenten der V6 / V8, außer: Zwar ist ein solcher Schaden ärgerlich, gleichsam hat Mercedes in der Vergangenheit Schäden dieser Art mit größter Kulanz (acht Jahre) auch nach Ablauf der Garantie reguliert. Man kann also getrost wenigstens finanziell locker dem weiteren Verlauf entgegensehen. [JG]

Langzeittest
Mercedes E 500

Weitere Details zum E500 finden Sie im: