I. Einleitung
Die Medien sind voll davon. Immer mehr Verbände und Politiker fordern die Erhöhung der Pendlerpauschale. Doch wäre eine solche Anhebung von 0,10 € pro Kilometer auf 0,40 € pro Kilometer überhaupt ein taugliches Mittel um den immer schneller steigenden Preisen an der Tankstelle zu entfliehen?
II. Unterhaltskosten
Autofahren fängt mit Ahhh an und hört mit Ohhh auf. Viele sehen bei den Kosten ihres Fahrzeugs nur Sprit und vielleicht noch Versicherung und Steuern. Dinge wie Wartung, Reifen, Fahrzeugpflege, Parkgebühren, Wertverlust, Zinsverluste des eingesetzten Kapitals, Hauptuntersuchung und vieles mehr werden gekonnt ausgeblendet, sei es auch Unwissenheit oder Selbstbetrug. Letztlich kostet in Deutschland wohl kaum ein Auto unter 0,30 € pro Kilometer.
Nehmen wir folgendes Beispiel an:
Position | pro Monat | 3 Jahre | pro km |
Leasing | 300 € | 10.800 € | 0,24 € |
Sprit | 160 € | 5.760 € | 0,13 € |
Reifen | 28 € | 1.000 € | 0,02 € |
Versicherung/Steuer | 50 € | 1.800 € | 0,04 € |
Pflege | 13 € | 468 € | 0,01 € |
Parken | 15 € | 540 € | 0,01 € |
Wartung | 14 € | 500 € | 0,01 € |
Hauptuntersuchung | 2 € | 80 € | 0,00 € |
582 € | 20.948 € | 0,47 € |
Die Rechnung zeigt, wie schnell doch recht ansehnliche Summen erreicht werden. Wieviel gibt denn nun ein Arbeitnehmer aus, um auf Arbeit zu gelangen? Nachstehende Tabelle zeigt dies - die Wegstrecke bezieht sich auf den EINFACHEN Arbeitsweg (also eine Fahrt, ohne Rückfahrt):
Arbeitsweg | 0,30 Cent/km |
0,40 Cent/km |
0,50 Cent/km |
0,60 Cent/km |
5 km | 60,00 € | 80,00 € | 100,00 € | 120,00 € |
10 km | 120,00 € | 160,00 € | 200,00 € | 240,00 € |
15 km | 180,00 € | 240,00 € | 300,00 € | 360,00 € |
20 km | 240,00 € | 320,00 € | 400,00 € | 480,00 € |
25 km | 300,00 € | 400,00 € | 500,00 € | 600,00 € |
30 km | 360,00 € | 480,00 € | 600,00 € | 720,00 € |
35 km | 420,00 € | 560,00 € | 700,00 € | 840,00 € |
40 km | 480,00 € | 640,00 € | 800,00 € | 960,00 € |
Etwa 50% der Deutschen sind Nahpendler. Sie haben weniger als 10km Arbeitsweg. Rund 20% der Pendler haben einen Arbeitsweg von mehr als 25km. 30% liegen somit zwischen 10 und 25km.
Nehmen wir einen Arbeitsweg von 15km an. Mit unserem Beispielfahrzeug verwendet man also 282 € im Monat nur um auf Arbeit zu gelangen.
III. Pendlerpauschale
Aktuell können Lohnsteuerzahler als Werbungskosten den einfachen Arbeitsweg geltend machen. Pro Kilometer sieht der Gesetzgeber hierfür 0,30 € vor. Angedacht wird momentan diesen Betrag auf 0,40 € pro Kilometer zu erhöhen:
Arbeitsweg | 0,30 Cent/km |
0,40 Cent/km |
Veränderung |
5 km | 30,00 € | 40,00 € | +10,00 € |
10 km | 60,00 € | 80,00 € | +20,00 € |
15 km | 90,00 € | 120,00 € | +30,00 € |
20 km | 120,00 € | 160,00 € | +40,00 € |
25 km | 150,00 € | 200,00 € | +50,00 € |
30 km | 180,00 € | 240,00 € | +60,00 € |
35 km | 210,00 € | 280,00 € | +70,00 € |
40 km | 240,00 € | 320,00 € | +80,00 € |
In unserem Beispiel hieße das, dass der Steuerpflichtige pro Monat bis zu 30 € weniger Steuern zahlen müsste. Bis zu? Ja!
Was ist die elementare Voraussetzung um etwas von der Steuer absetzen zu können? Man muss zunächst erstmal Steuer in zumindest dieser Höhe gezahlt haben. Werfen wir also einen Blick auf die Lohnsteuer, gestaffelt nach Stundenlohn (40h-Woche):
Stundenlohn | Monatlohn | Lohnsteuer |
8,00 € | 1.280,00 € | 54,50 € |
9,00 € | 1.440,00 € | 87,66 € |
10,00 € | 1.600,00 € | 124,91 € |
11,00 € | 1.760,00 € | 163,41 € |
12,00 € | 1.920,00 € | 200,00 € |
13,00 € | 2.080,00 € | 237,08 € |
14,00 € | 2.240,00 € | 275,25 € |
15,00 € | 2.400,00 € | 314,41 € |
Bereits bei einem Stundenlohn von 9 €/h und einem Arbeitsweg von 15 km kann schon heute nicht die gesamte Entfernungspauschale geltend gemacht werden. Der Arbeitnehmer könne 90 € pro Monat geltend machen, zahlt aber nur 87,66 € Steuer. Können weitere Belastungen steuerlich geltend gemacht werden, sinkt die absetzbare Entfernungspauschale noch weiter. Bei einem Arbeitsweg von 30km wären es bereits annähernd 12 € Stundenlohn.
Eine Anhebung entlastet mithin leider gerade nicht die Geringverdiener. Also genau die Menschen, die durch hohe Energiekosten besonders betroffen sind. Ist also eine Erhöhung der Pendlerpauschale wirklich eine Lösung? Müsste man nicht an anderer Stelle ansetzen? [JG]
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