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200.000km Dauertest:
Mercedes E500 T (S211)

Inhalt

  1. Einleitung
  2. Der Kauf
  3. Fahreindrücke
  4. Der Alltag
  5. Mängel
  6. Kosten
  7. Fazit

 

I. Einleitung

Nach nunmehr fünf Jahren war es nun soweit. Unser E500 T wurde abgelöst. Mit nícht wenig Wehmut ein Blick zurück auf die Anfänge, die Höhen und Tiefen, die Reperaturhistorie, die Kosten...den Fahrspaß!

II. Der Kauf

Die Weltwirtschaftskrise nahm gerade kräftig Fahrt auf, als der Kauf eines Kombis anstand. Zur Wahl standen BMW 550i (E61), Audi A6 4.2 / S6 (4F) und Mercedes E500T.

Objekt der Begierde war zunächst der BMW. Nach einer langen Probefahrt waren auf der Habenseite ein seidiger Motor mit tollem Ansprechverhalten, eine sensationelle Sportautomatik und der helle Innenraum durch das Panoramadach. Negativ fiel jedoch sofort das veraltete Navigationssytem (DVD und saulangsam) sowie das wirklich harte Abrollen auf. Das wirkte sich auch auf den Innengeräuschpegel aus - wirklich ruhig war der 550i vom Dach her nicht (knistern).

Also auf zu Audi. Der A6 4.2 Avant war schnell aus dem Rennen. Kosten wie ein Großer bei eher mäßigen Fahrleistungen. Der S6 hingegen überzeugte durch Sound und angemessene Fahrleistungen, gleichwohl schreckten mich die Folgekosten, las man doch schon damals vereinzelt von Motorschäden (Kolbenkippern).

Also den Mercedes praktisch blind gekauft. Beim Mercedes-Händler mit Garantie. Leider war die Abwicklung nicht wie erhofft. So wurde ein Fahrzeug (1. Hand Mercedes!!!) mit Wartungsstau übergeben. Im Detail:

  • Getrieberucken 1->2 und 4->5
  • elektrische Laderaumabdeckung ohne Funktion
  • Fehlfunktion Parksensoren vorne rechts
  • Kratzer vorne rechts

III. Fahreindrücke

Nach der Abholung auf die Autobahn, im Modus "C" und dahingecruised. Was für eine Enttäuschung. Der Wagen wirkte extrem träge und völlig unemotional. Ich kam vom Opel V6, der viel agressiver am Gas hing und vor allem durch ein kräftiges Ansauggeräusch von sich Reden machte. Beim Verlassen der Autobahn auf einmal...ein tiefes bollern vom Kofferraum...die Endschalldämpfer meldeten sich das erste Mal. Blubbern, Bollern. Herrlich. Später habe ich bei Spaßfahrten zunächst einige Kilometer eine Hatz gemacht, damit der Auspuff schön warm ist, bevor ich den Wagen im Schongang habe blubbern lassen.

Fix in den "S" Modus umgeschaltet und schon ändert sich die Gasannahme. Der Wagen fährt im ersten Gang an - ist viel agiler. Zieht bärig an...nun merkt man endlich die Leistung. Während man im "C" Modus eher an 250 PS glaubt, sind die knapp 400 PS im "S" Modus plausibel! Im "M" Modus werden die Schaltzeiten weiter verkürzt - herrlich für Kurvenfahrten.

Und genau da enttäuscht der Wagen ein wenig. Zwar sind die absoluten Kurvengeschwindigkeiten durchaus in Ordnung, allerdings nervt der Wagen durch heftiges Einlenkuntersteuern, d.h. er will in die Kurve gezwungen werden. Man merkt als Fahrer sehr deutlich, dass der Wagen nicht zügig bewegt werden will. Die Auslegung entspricht also ganz der Sicherheit, nicht der Agilität.

Das merkt man auch beim ESP - dies greift sehr zuverlässig ein, so dass man selbst auf Eis mit Kickdown fahren kann, ohne einen Dreher zu riskieren. Allerdings sollte man es machen lassen - zu starke Eingriffe am Lenkrad führen zu harten Bremsmaneuvern.

Aus Fahrersicht schlugen also drei Herzen in meiner Brust:

  1. Der Wagen ist sehr sicher zu bewegen
  2. Der Wagen hat einen sehr kraftvollen Motor, der für sensationelle Fahrleistungen sorgt
  3. Der Wagen will nicht in die Kurve :(.

IV. Der Alltag

Beim T-Modell der E-Klasse handelt es sich um seinen äußerst praktischen Wagen. Rücksitzbank heraus, Sitzlehne umklappen und schon passt eine Kühl-Gefrierkombination herein. Ausflug zu viert mit Hund? Kein Problem. Lange Strecken? Dank AIRmatic-DC und Multikontoursitze ein Genuss. Dank Dämmglas (aufpreispflichtig) sind die Windgeräusche sehr gering. Bei passenden Reifen (ich habe mit Michelin sehr gute Erfahrungen gemacht) ist auch das Abrollgeräusch gering, trotz 18" Mischbereifung. Die E-Klasse punktet eindeutig mit Komfort.

Sensationell auch das ILS-Licht. Es ist hell und adaptiv. So machen Nachtfahrten Sinn!

Weniger schön ist das abgedunkelte Glas ab der B-Säule. Zwar gewinnt dadurch die Außenoptik. Als Mitfahrer sitzt man jedoch in einem dusteren Käfig - sehr unschön, gerade in der Übergangsjahreszeit.

Die Verbrauchsspanne war auf die fast 200.000km riesig - von 7 bis 20 war alles über eine Tankfüllung dabei. Das schlechteste Quartal war mit 17,8 l/100km (inkl. Standheizungsnutzung und viel Kurzstrecke) brutal hoch. Im Sommer, bei viel Langstrecke, lag auch ein Quartal bei 11 l/100km. Das hat natürlich auch Einfluss auf die Reichweite. 400km waren immer drin (Stadtverkehr) und auf Langstrecke immer 500km, egal wie man fuhr (80 Liter Tank). Im Mittel über die Laufleistung liefen 15 l/100km durch die Düsen.

V. Mängel

Nach den Anlaufschwierigkeiten (siehe oben), lief der Wagen bis 100.000km problemlos und unauffällig. Beim Service wollte jedoch die Werkstatt die Bremsbeläge / Bremsscheiben ersetzen. Dies erwies sich als unmöglich, da die Kolben in den Brembo-Sätteln festgegammelt waren. MB 100 löste das Problem kostenlos für mich. Auch zickten die Nockenwellenversteller herum - auch diese wurden ersetzt. Ebenso musste ein Querlenkerlager ausgetauscht werden.

Bei 125.000km machte die elektrohydraulische Steuereinheit des Getriebes auf sich aufmerksam. So lief das Getriebe plötzlich ohne Wandlerüberbrückungskupplung. Die EHS wurde ersetzt (MB 100 + Kulanz).

150.000km - das Schaltsaugrohr zickt rum. Bei einer Vergleichsfahrt mit einem E350 stellte ich zu meinem Entsetzen mit, dass ich bis 4.000u/min maximal so schnell war wie der 350iger. Oberhalb dieser Drehzahl gab es dann auf einmal einen Tritt in den Hintern - die gleichmäßige und harmonische Kraftentfaltung war dahin. Mercedes erkannte den Fehler sofort und tauschte das Saugrohr (MB 100).

160.000km - Thermostat defekt (Motorkontrollleuchte im Kombiinstrument, MB 100).

170.000km - Geräuschentwicklung vom Riementrieb (diverse Umlenkrollen getauscht, MB 100); Geräuschentwicklung vom Innenraumlüfter (getauscht, MB 100). Richtig nervös machte mich jedoch das Schaltverhalten des Getriebes zu der Zeit. So gab es beim Schalten Schläge - die auch bei Lastwechseln auftraten! Mercedes identifizierte das Problem als ausgeschlagene Hinterachsgummis, die auf Kulanz (!) getauscht wurden.

Einer weiteren Beanstandung ging man nach - ich bemängelte, dass die Federung hart wurde. Zunächst wurden die Zugstreben erneuert. Keine Besserung. Anschließend die gesamte AIRmatic überprüft. Keine Besserung. Nun kam ein Unfall dazwischen, in Zuge dessem die AIRmatic an der Vorderachse ersetzt werden musste. Neue Federbeine, neuer Kompressor usw... Somit blieben mir größere Investitionen erspart.

Insgesamt blieb der Wagen nicht einmal auf 200.000km liegen. Bis 125.000km hatte er einen außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt (Laderaumabdeckung). Da kann man nicht meckern.

Kleinere Schwierigkeiten, wie Schaltrucken der 7g-Tronic konnte durch regelmäßige Getriebeölwechsel und Adaptionsfahrten wunderbar in den Griff bekommen werden. Nur der Ruck 4->5 unter Volllast blieb - aber, zur Beruhigung aller Interessenten: Das haben sie alle!!

VI. Kosten

Der 500er wurde als junger Gebrauchter gekauft. Entsprechend ist natürlich der Wertverlust hoch gewesen. Man muss bei der beschriebenen Haltedauer (5 Jahre) mit etwa 500 € pro Monat rechnen. Hinzu kommen Kosten für MB 100 / Inspektion (ca. 100 € pro Monat) sowie Versicherung und Steuern (ca. 100 € pro Monat). Also etwa 700 € Fixkosten im Monat ohne einen Meter gefahren zu sein...wohlbemerkt bei einem gebrauchten E500T! Alle weiteren Kosten sind massiv von der Fahrweise abhängig. Man kann einen Satz Hinterreifen in 15.000km ohne Probleme verschleißen. Er kann aber auch 40.000km halten. In 18" kostet ein Satz 1.000 €. Gleiches gilt für die Bremse. Auch der Verbrauch schwankt - wie dargestellt - unglaublich.

Insgesamt muss man wohl mit etwa 1 € / km rechnen, will man den Wagen nicht in den Wartungsstau fahren und mit Ling-Long-Reifen betreiben.

V. Fazit

Ein wahrlich unglaublich gelassener Begleiter, der bei Bedarf auch Schnell kann. Toller Sound (gerade modifiziert, siehe meine anderen Ausführungen zum M273), super Variablität, schönes Raumgefühl.

Bestimmte Schwachpunkte wie Schaltsaugrohr, Nockenwellenversteller, Stirnrad (bis 9/2006), AIRmatic usw. haben sie alle - und die können ins Geld gehen, wenn man ohne Garantie fährt. Es ist eine Risikoabwägung.

Natürlich merkt man dem Wagen den Zahn der Zeit an. Das beginnt beim Infotainment und hört bei der Sicherheitsausstattung auf. Ja, eine uneingeschränkte Kaufempfehlung gibt es deshalb heute nicht mehr von dieser Stelle. Aber eine Überlegung ist er allemal wert! [JG]

Langzeittest
Mercedes E 500T

Weitere Details zum E500 finden Sie im: