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Mercedes E 220T CDI (S 212)

Allgemeines:

  • S 212.202
  • Baujahr 2010
  • Kilometerstand 5.000 km

Relevante Ausstattung:

  •  Avantgarde
  • adaptives Xenonlicht "ILS"
  • kleines Navi
  • Leder + Multicontoursitze
  • Schiebedach
  • Sitzheizung

Technische Daten:

  • Motor "OM 651 DE 22 LA" 2.2 R4 BiTurbo mit 170PS bei 3000-4200/min und 400Nm bei 1400-2800/min
  • Getriebe "722.6" 5-Stufenautomatik
  • Leergewicht (EWG): 1845kg
  • Luftwiderstandsindex: 0,29 x ?
  • Werksangabe 0-100km/h: 8,6s
  • Werksangabe Höchstgeschwindigkeit: 216km/h

I. Einleitung

Kürzlich hatte ich die Möglichkeit einen E 220 T CDI ausführlich zu bewegen. Dabei lag der Focus auf forcierter Fahrweise, was natürlich nur ein kleiner Ausschnitt des Alltagsleben darstellt.

 

II. Innenraum

Alles ist da, wo man es erwartet. Die Bedienung ist durchdacht. Negativ aufgefallen sind mir die Zielführung des Navi's (wirre Routenplanung mit Aufforderungen zum Brechen der StVO), der Wählhebel der Automatik (zum Sperren von Gängen muss rechts/links gedrückt werden, Schaltpaddel fehlen - nicht sehr intuitiv) und noch so ein paar Kleinigkeiten. Positiv hingegen haben mich die Sitze überrascht. Bislang kannte ich nur die fahrdynamischen Multi's aus dem AMG - doch die normalen Multis reichen völlig aus und bieten famosen Seitenhalt in der Lendengegend. Selbst im Schulterbereich reicht der Seitenhalt noch aus.

III. Antrieb (Teil 1)

Der 2.2er BiTurbo ist zum Mitschwimmen im Alltag gebaut worden. Zwar sind seine absoluten Fahrleistungen so schlecht nicht, jedoch wirkt er schnell mit steigender Drehzahl zugeschnürt (= kastriert zu Gunsten des 250iger?). Was wirklich nervt ist sein Ansprechverhalten. Wer im Stand versucht den Motor mit kurzen Gasstößen hochzudrehen, der wird schnell merken, was ich meine - da tut sich wenig und das mit ewiger Verzögerung. Wird Last gefordert, passiert ewig nichts bis dann das Drehmoment über die Hinterachse herfällt und Traktion problematisch werden kann. Einen wesentlichen Beitrag zu diesem unharmonischen Verhalten trägt auch die Automatik bei. Diese schaltet butterweich und unmerklich, fällt jedoch unangenehm durch große Drehzahlsprünge und ein wenig adaptives Verhalten auf. Dazu unten mehr.

IV. Fahrwerk

Hier dachte ich, schlägt die Sternstunde des 212. Im Vergleich zum S 211 hatte ich große Erwartungen. Direkt nach dem Einsteigen wurden diese auch belohnt - die Lenkung. Man kann sagen was man will, aber die Lenkung ist und bleibt ein Schmaus beim 212er gegenüber dem 211er. Zielgenau, direkt ohne dabei nervös zu werden mit gleichbleibenden Lenkkräften. Hausaufgaben gemacht, 1 setzen! Der Wagen war mit einem Avantgarde-Fahrwerk und 17" Winterrädern bestückt. Losgefahren. Erste Kurve bei 60km/h mit einer Welle im Kurvenscheitel. Der 211er (mit 150.000km (!)) geht dort durch und man merkt im Innenraum nichts. Der 212er (mit zwei Personen besetzt) taucht auf der Hinterachse tief ein und springt (!) dann bei gleichem Tempo nahezu heraus - sehr leichte Hinterachse! Zufall? Ab auf die Landstraße. Langezogene Linkskurve. 211er fährt mit 120km/h voraus. 212er hinterher. Das ESP regelt wie verrückt. Das Heck ist sehr leicht, hat kaum Seitenführung. Dies im Wechsel zu einer brutalen Untersteuerneigung (-8°C, minimal klamm) sobald man das schwänzelte Heck über die Lenkung korrigieren will. Autobahn. Langezogene Rechtskurve mit 210km/h. Winterreifenlimit. Das Heck tanzt.

Zwischenfazit: Die Abstimmung des Heck ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Lenkung hingegen ist sehr gut.

V. Antrieb (Teil 2)

 Wieder auf die Landstraße. Nun mal die Bremse und den Motor beurteilen. Während das Triebwerk in der Stadt oder Autobahn zwar kraftlos aber eben nie unangenehm aufgefallen war, dreht sich nun das Bild. Fahrprogramm "S". Zackiges Beschleunigen nach der Kreuzung, hartes Anbremsen aus 120km/h auf die erste Spitzkehre. Statt, wie die 7G-Tronic im 211er MoPf, nun den Gang zu halten oder sogar maximal zurückzuschalten, um beim rausbeschleunigen ordentlich Dunst zu haben, schaltet die 5G-Tronic beim Anbremsen und durchrollen der Kurve bis zum Scheitel auf einmal hoch (!). Am Kurvenscheitel auf's Gas - nix passiert. Die 5G-Tronic sortiert die Gänge. Ladedruck wird aufgebaut. Und weiter geht es. Nicht mit mir. Also vor der nächsten Kurve beim Anbremsen die Gänge gesperrt. In "D2" durch die Kurve, auf's Gas...nix passiert. Turboloch. OK. Bei der nächsten Kurve halt eher auf's Gas. Verdammt. Einen Tick zu früh drauf. Ladedruck kommt vor dem Scheitelpunkt. Unharmonisch. Undosierbar.

VI. Bremse

Ich habe weder bei meinem 500er (MoPf) noch bei 63iger (212) jemals die Bremse an die "Kotzgrenze" mit meiner Fahrweise gebracht. Erschreckenderweise ist mir das beim 220iger gelungen. Landstraßenfahrt (ca. 20km), zugegeben hart. Geschwindigkeiten jedoch nie im Autobahnbereich. Entsprechend waren die abzubauenden Geschwindigkeiten nicht brutal. Die Außentemperaturen waren niedrig. Die Beladung moderat (3 Personen zu dem Zeitpunkt). Der Druckpunkt wanderte irgendwann mitten beim Bremsen - die Brühe kochte. Die Scheiben waren blau (lies sich aber bei der anschließenden Autobahnfahrt wieder sauberbremsen). Völlig überfordert die Dinger. Ein Blick in die Zulassungsbescheinigung zeigte auch warum das so ist. Die Kiste wiegt soviel wie ein 211er 500er und hat nur die Hälfte an Bremse verbaut.

VII. Fazit

Zum normalen Reisen reicht der Motor. Das Fahrwerk und vor allem die Bremse müssen in meinen Augen jedoch von Mercedes dringend nachgebessert werden. Eine Passfahrt und die Bremse ist breit. Ein Ausweichmaneuver auf der Autobahn bei hohem Tempo und die Reserven schmelzen dahin. Für sportlicheres Fahren und Fahrspaß in dem Bereich verbietet sich in meinen Augen der Motor (und das Getriebe sowieso).

VIII. Weiterführende Informationen

...[JG]

Fahrbericht

Dieser Fahrbericht stellt meine subjektive Meinung dar. Er erhebt keinen Anspruch auf tiefgreifende Analysen sondern soll nur Eindrücke wiedergeben.